In allen Kulturen und Zeiten haben versucht Menschen ihre Erfahrungen in Worte zu fassen.




Hemd zu kurz,
Hose zu lang,
mir selbst zulächelnd
versuche ich den Weg geradeaus zu gehen.

Ryokan





Gleich einer ziehenden Wolke durch nichts gebunden:
Ich lasse einfach los,

gebe mich in die Launen des Windes.


Ryokan





Draußen, jenseits der Vorstellungen von Fehlverhalten und Wohlverhalten,
liegt ein Feld.
Dort werd‘ ich mit dir zusammentreffen.

Wenn die Seele sich in jenes Grasland niederlegt,
ist die Welt zu sehr erfüllt, um darüber zu reden.
Vorstellungen, Sprache, selbst der Ausdruck „der Andere“,
ergeben keinerlei Sinn mehr.

RUMI
Vierzeiler D 158 aus Offenes Geheimnis






Shinjin-mei


Der höchste Weg ist nicht schwer,
wenn Du nur aufhörst zu wählen,
wo weder Liebe noch Haß,
ist alles offen und klar.

Aber die kleinste Unterscheidung
bringt eine Distanz wie zwischen Himmel und Erde.

Soll ES sich Dir offenbaren,
laß Abneigung wie Vorliebe beiseite.
Der Konflikt zwischen Neigung und Abneigung
ist eine Krankheit des Geistes.
Wird diese tiefe Wahrheit nicht verstanden,
versuchst du deine Gedanken vergeblich zu beruhigen.
Der Weg ist vollkommen - wie leerer Raum,
ohne Mangel und ohne Überfluß.
Nur wenn Du wählst und zurückweist,
geht das Sosein verloren.

….

Der große Weg ist dem Wesen nach weit.
Nichts ist leicht, nichts ist schwierig.
Engherzige Ansicht führt zu Besorgnis.
Je mehr du eilst, um so länger brauchst du.

Hängst du an solchen Ansichten,
verlierst du das Maß und gehst in die Irre.
Laß los, und alles ist natürlich.

In der Wesensnatur gibt es kein Kommen und Gehen.
Handle gemäß deine Natur,
und du stimmst mit dem Weg überein,
gehst ihn gelassen und frei – ohne Sorge.

Seng-t´san



Das was ist

Das, was du suchst, ist nicht;
und für das, was ist, fehlen die Worte.

Du glaubst nicht ohne zu sehen;
Was nur erzählt wird, ist dir anzunehmen nicht möglich.
Wer unterscheiden kann, weiß durch das Wort,
und der Unwissende steht gaffend daneben.

Einige betrachten das Gestaltlose,
andere meditieren über die Form.
Aber der Weise weiß, dass die Gottheit jenseits von beiden.

Seine Schönheit ist dem Auge nicht sichtbar,
sein Versmaß fürs Ohr nicht zu hören.

Kabir sagt:
Der beides fand: Entsagung und Liebe,
steigt niemals hinab zum Tod.

Kabir



Achte gut auf diesen Tag,
denn er ist das Leben –
das Leben allen Lebens.
In seinem kurzen Ablauf liegt alle seine
Wirklichkeit und Wahrheit des Daseins,
die Wonne des Wachsens,
die Größe der Tat,
die Herrlichkeit der Kraft.
Denn das Gestern ist nichts als ein Traum
und das Morgen nur eine Vision.

Das Heute jedoch, recht gelebt,
macht jedes Gestern
zu einem Traum voller Glück
und jedes Morgen
zu einer Vision voller Hoffnung.


Darum achte gut auf diesen Tag.

Rumi